Darf es ein bisschen mehr sein? Im Wettbewerb um den Mieter ist der Faktor „Service“ immer noch eine vernachlässigte Größe. Kreative Angebote und innovative Dienstleistungen haben in den Bürogebäuden kaum Einzug gehalten. Insbesondere kostenpflichtige Dienstleistungen spielen im Serviceangebot der Unternehmen bisher eine untergeordnete Rolle. Dabei haben Umfang und Qualität der im direkten Arbeitsumfeld erbrachten Serviceangebote einen spürbaren Einfluss auf die Motivation und Leistungsfähigkeit der Büroangestellten. Zu diesem Ergebnis kommt Union Investment in ihrer aktuellen Studie „Serviceimmobilie 2012“, für die rund 3.000 Bürobeschäftigte in Deutschland repräsentativ vom Marktforschungsinstitut Ipsos befragt wurden.
Bei den wenigen Services, die kostenpflichtig in den Bürogebäuden angeboten werden, dominieren die Klassiker: PKW-Stellplätze, Kantine und Cafeteria. Auf einen kostenpflichtigen Concierge-Service können gerade einmal 2 Prozent der befragten Büroangestellten zugreifen; in rund einem Drittel der Bürogebäude gibt es keinen Hausmeister. „Damit fehlt vielfach die zentrale Servicestelle, die nebenbei als Rädchen das Gemeinschaftsleben im Objekt am Laufen hält“, sagt Philip La Pierre, Leiter Asset Management Deutschland bei der Union Investment Real Estate GmbH, Hamburg.
Zahlungsbereitschaft für Concierge-Dienste
Mit dem Serviceangebot im unmittelbaren Arbeitsumfeld zeigen sich die Büroangestellten über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg nur mäßig zufrieden. Eine hohe Zufriedenheit wurde nur von 28 % der Befragten artikuliert. Fast jeder Vierte wünscht sich im direkten Arbeitsumfeld ein besseres Angebot für die Verpflegung; ebenso stehen bessere Sport- und Wellness-Angebote in unmittelbarer Nähe zum Büroarbeitsplatz ganz oben auf der Wunschliste. Food & Fitness sind auch die Servicebereiche, für die in der Studie die größte Zahlungsbereitschaft gemessen wurde.
Abhängig vom Standort, könnten sich auch Concierge-Dienste bezahlt machen: „Die Befragung zeigt, dass dort, wo kostenpflichtige Concierge-Services im Bürogebäude oder als Poollösung am Bürostandort angeboten werden, diese auch stark in Anspruch genommen werden“, sagt La Pierre. Demgegenüber scheint das Thema „Kinderbetreuung“ in der öffentlichen Wahrnehmung überschätzt zu sein: Die angeboten Betreuungsleistungen im direkten Arbeitsumfeld werden – ganz gleich ob kostenpflichtig oder kostenlos – nur sehr zurückhaltend genutzt.
Hilfestellung für neue Serviceangebote
Ein überraschend klares Bild vermitteln die befragten Büroangestellten, wer aus ihrer Sicht die Rolle des Service Providers einzunehmen hat. Die Bereitstellung von Serviceleistungen im Bürogebäude ist für 50 % der Befragten „Sache des Arbeitgebers“; der Vermieter wird von den Büronutzern, was Serviceleistungen betrifft, weit weniger (34 % Zustimmung) in die Pflicht genommen. Obwohl die vorhandenen Serviceangebote nur eingeschränkt wahrgenommen werden, sind 62 % der Büroangestellten der Meinung, dass sich die Arbeitsmotivation durch höhere Servicequalität am Arbeitsplatz steigern lässt. Mit der Investition in Serviceangebote durch den Arbeitgeber ist hingegen nur jeder Vierte zufrieden. „Eigentümer bzw. Vermieter können hier punkten, indem sie den Unternehmen Hilfestellung anbieten, das Serviceangebot im Umfeld zu verbessern. Insbesondere in dezentralen Lagen können bereits kleine Extras wie z.B. gepoolte Lieferdienste, Fitnessangebote oder verkehrliche Services zu einer Attraktivitätssteigerung führen, von der alle Seiten profitieren können“, sagt La Pierre. „Der erste Schritt muss die Ermittlung der tatsächlichen Bedarfe sein – hier stehen viele Unternehmen noch am Anfang“. Nur 17 % der in der Union-Investment-Studie befragten Büroangestellten geben an, dass der Bedarf an Serviceangeboten in dem jeweiligen Bürostandort von ihrem Arbeitgeber erfasst wird.