Telefonate, Tastaturengeklapper, ratternde Drucker und ganz besonders Gespräche von Kollegen stören das konzentrierte Arbeiten im Büro. Offene Bürokonzepte wie Großraumbüros oder „Open-Space-Office“ sind im Trend. Sie sollen Interaktionen unterstützen und den Informationstransfer fördern. Doch die Lärmbelästigungen durch offene Raumlösungen sind nicht zu unterschätzen. Der Mediziner und Psychologe Markus Meis erklärt, dass die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern durch Bürolärm um bis zu zehn Prozent sinken kann. Denn Lärm ist ein Stressfaktor wie Spiegelonline berichtet. Kopfschmerzen, hoher Blutdruck, Konzentrationsstörungen, Muskelverspannungen, Magen-Darm-Beschwerden oder Schlafentzug können die Folgen sein.
Gespräche sind der größte Störfaktor
Hörexperte Markus Meis hat gemessen, wie die Leistungen des Arbeitsgedächtnisses am Schreibtisch nachlassen, wenn sich zwei Kollegen in unmittelbarer Nähe unterhalten. „Unser Gehirn richtet sich ganz automatisch auf Sprachverarbeitung aus.“, erläutert Meis. An Telefongeklingel könnten sich Menschen gewöhnen und das Geräusch sogar ausblenden. Bei der Sprache funktioniere das jedoch nicht. Sie habe immer Auswirkungen auf die Aufmerksamkeit – und damit auch die Leistung. Physiker Georg Brockt von der Bundesagentur für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund, bestätigt dieses: „In einem Großraumbüro ist es fast unmöglich, wissenschaftliche Texte zu schreiben oder komplexe Berechnungen anzustellen.“ Für das Lärmempfinden ist ausreichend Platz im Büro entscheidend. Arbeitsmediziner Panter erklärt: „Eine Verdoppelung des Abstands bedeutet eine Halbierung des Schalls.“ Allerdings hat sich im Zuge des Trends zum Open-Space-Office der rechtliche Platzanspruch eines Büroangestellten von 12 m² im Einzelbüro auf 8 m² im Großraumbüro verringert. Wer seine Angestellten eng setze, riskiere durch mehr Lärmstörungen nicht nur schlechtere Leistungen, sondern auch höhere Krankenstände. Dieser Zusammenhang sei für Großraumbüros belegt, so Brockt.
Kampf dem Bürolärm
Die Industrie hat die Zeichen der Zeit längst erkannt und bietet inzwischen akustisch intelligente wirksame Büromöbel mit entsprechenden schallschluckenden Flächen an, wie zum Beispiel Akustikdecken, Teppichböden oder Möbel. Doch laut Akustik-Experte Peter H. Feldmann wäre es deutlich einfacher und kostengünstiger, wenn sich die Unternehmen von vornherein mit dem Thema beschäftigen und die Auswirkungen von Lärm nicht länger unterschätzen würden. Die Neufassung der VDI 2569 „Schallschutz und akustische Gestaltung von Büros“ gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich eine neue raumakustische Betrachtung durchsetzt, wie das aktuelle Mensch & Büro Magazin berichtet. Ebenso setzt sich das neu gegründete Forum Office Acoustics für bessere Akustik in Büros ein.
Quellen:
http://www.forum-office-acoustics.de
Mensch & Büro. Das Trendmagazin für den Lebensraum Büro. Ausgabe 2, April 2014. S. 56