Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft entscheidet sich am Arbeitsplatz. Deutsches Netzwerk Büro (DNB) diskutiert mit Experten den Wandel in der Informationsverarbeitung. Dresdener Kongress beschäftigt sich mit Potenzialen der neuen Arbeit.
Arbeitsplätze in Deutschland fit für die Zukunft zu machen, diese Querschnittsaufgabe formuliert die Arbeitsministerin Dr. Ursula von der Leyen und richtet ihren Appell dabei an Wirtschaft, Politik und Wissenschaft gleichermaßen. Grund genug, für das Deutsche Netzwerk Büro und damit einen in Deutschland wichtigen Zusammenschluss von Spezialisten, Verbänden und Institutionen, die sich rund um alle Fragen der Arbeitswelt Büro auf dieser gemeinsamen Plattform zusammengefunden haben, einen ganzen Kongress zum Thema „Informationsverarbeitung im Büro, Trends, Wandel, Folgen, Herausforderungen“, zu veranstalten.
Arbeit neu denken
In Dresden trafen sich dazu 130 Fachleute im Kongresszentrum des Instituts für Arbeit und Gesundheit (IAG) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Denn die hochkarätige Veranstaltung wurde mitgetragen vom Büroprojekt der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) als Kooperation des Staates und der gesetzlichen Unfallversicherung. In seiner Begrüßung betonte Bruno Zwingmann, DNB- Vorsitzender, die Herausforderungen und Chancen, die gerade in einer neuen Qualität der Büroarbeit liegen. „Arbeit, auch in der Industrie, wird zunehmend büroähnlich. Wenn wir über ein zukünftig notwendiges Wachstum nachdenken, müssen wir die Arbeitswelt Büro in den Fokus nehmen. Vor dem Hintergrund der technischen Möglichkeiten in der Kommunikation und dem demografischen Wandel in Deutschland, rückt nicht nur der einzelne Mitarbeiter stärker in den Mittelpunkt, sondern es gilt, die Umfeldbedingungen so zu gestalten, dass flexible Arbeitsmodelle möglich sind, sich zusätzlich nötige Beschäftigte gewinnen lassen und dass vorhandenes Wissen besser und nachhaltiger in Unternehmen genutzt werden kann.“ Für das DNB ist deshalb zwingend notwendig, dass sich Theorie und Praxis noch viel besser miteinander verbinden und in einen dauerhaften Dialog treten. Einen Auftakt dazu bot dieser erste Kongress in Dresden.
Hochkarätig besetzt war deshalb auch das Referentenfeld und breit angelegt waren die Themen der Vorträge und die Inhalte der Workshops. Für den Key-Note-Speaker Prof. Dr. Rolf Arnold von der TU Kaiserslautern lässt sich ganz klar ein Ausgangspunkt für die notwendigen Strategien zur Veränderung ausmachen. Die IT-Revolution hat entscheidende Bedeutung für die Themen Aufmerksamkeit, Lernen und Wissensentwicklung. In Deutschland muss man hier seine Blickrichtung verändern. Organisationen, Unternehmen und der Einzelne müssen begreifen, dass die Kernkompetenzen im Arbeitsleben entscheidend sind und dass zur Stärkung alle ihren Beitrag leisten müssen. Folgerichtig setzt der Kongress deshalb bei einer Idee des MIT-Vordenkers Peter Senge und seiner Forderung nach der „Necessary Revolution“ an. Eine nachhaltige Entwicklung nämlich wird sich nur verwirklichen lassen, wenn der Einzelne und die Organisation stets zusammenarbeiten. Dazu nötig ist ein klares Erkennen von Handlungssträngen.
Beginnend mit der Entwicklung in der Informationstechnologie und deren Perspektiven für die Büroarbeit, zeigte hier unter anderem Udo-Ernst Haner, Fraunhofer IAO, Stuttgart, realistische Zukunftsszenarien auf. Daran anschließend galt dem Umgang mit der Informationsflut und der Strukturierung von Informationsprozessen das Augenmerk theoretisch wie praktisch. Präventionsstrategien des Instituts für Arbeit und Gesundheit und Praxiserfahrungen bei der Bahn-BKK zeigten, worüber man heute nachdenkt und was bereits umgesetzt wird. In diesem Gesamtzusammenhang gilt es natürlich, den wichtigen Träger der nationalen Wirtschaft, den deutschen Mittelstand, im Blick zu behalten.
Und deshalb bildete auch die Präsentation von ersten Anwendungsergebnissen des Checks „Gute Büroarbeit“ einen weiteren Schwerpunkt. Denn hier hat das DNB einen nationalen Qualitätsstandard geschaffen, der Anwendern, Unternehmen und den Interessenvertretungen der Mitarbeiter einfach einsetzbare Mittel an die Hand gibt, eine nötige neue Qualität der Büroarbeit in der Fläche umzusetzen.
Ein Impuls, der überspringen wird
In den anschließenden Foren, die sich mit ihren Themen ganz nah am Menschen und der Gestaltung von Arbeit orientierten, galt neben den traditionellen Fragen wie der Prävention von Muskel-Skelett-Beschwerden, auch dem zunehmend bedeutender werdenden Bereich der psychischen Gesundheit mit dem Megathema Burnout, ein eindeutiger Schwerpunkt. Selbstverständlich beschäftigte man sich auch mit der Ausgestaltung der Arbeitsumwelten. Dabei ging es neben Themen wie Licht und Akustik verstärkt um die zu verwirklichende Idee des Universal Designs. Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland derzeit rund 8 Mio. Menschen mit Behinderung leben, werden Fragen der Inklusion mit über den wirtschaftlichen Erfolg an diesem Standort entscheiden. Zeitenwenden beginnen oft unspektakulär und deshalb ist die bereits zitierte Revolution viel wahrscheinlicher als Evolution zu verstehen. Wenn sich zukünftig das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt dreht, müssen von unterschiedlichen Seiten her die Dinge neu gedacht werden.
Einen guten Ansatz dazu bot Dresden. Mit einem breiten Teilnehmerfeld aus öffentlichen Verwaltungen, Behörden, Ministerien, Industrie, Wissenschaft und Dienstleistern sowie Interessenvertretern der Tarifpartner, begann sich hier eine Community zu bilden und hat sich auf den Weg gemacht. „Dresden wird auch 2013 wieder ein Angebot an den Dialog zur Zukunftsfähigkeit der Arbeit in Deutschland machen“, so DNB-Vorstand Zwingmann. „Die Krisen von heute liefern die Chancen von morgen. Wir bauen dabei auf die Menschen, sie bringen ja schließlich ihre Werte mit ins Arbeitsleben und die Firmen ein. Daraus lässt sich vieles entwickeln, vorausgesetzt man ist bereit, neue Wege zu gehen, denn Funktion schlägt Konvention.“