Hamburgs Kreative brauchen Raum für ihre Ideen

Dass die Kreativwirtschaft in Hamburg eine große wirtschaftliche Rolle spielt, ist wohl jedem bekannt. Und wer es noch nicht wusste, kann im Kreativwirtschaftsbericht 2012 der Kulturbehörde alles Wissenswerte dazu nachlesen. Rund 8 % der Erwerbstätigen und somit knapp 80.000 Menschen arbeiten in den kreativen Branchen, wie Presse, Design, Architektur, Software oder Computer Gaming. Die Abwanderung von immer mehr Presseunternehmen an andere Standorte (immerhin ein Minus von 43 %), wird durch einen Zuwachs beim Umsatz von 150 % durch die Softwarebranche kompensiert.

Bei einem durchschnittlichen Flächenverbrauch pro Mitarbeiter in Deutschland von circa 16 Quadratmetern macht dies 1,28 Mio. Quadratmeter Büro-, Atelier- und/oder Ausstellungsfläche. Die Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges für die Immobilienwirtschaft der Hansestadt liegt also auf der Hand.

Die Kreativwirtschaft ist von einem relativ hohen Anteil an Selbstständigen, Kleinst- und Kleinunternehmern mit 18,3 % geprägt. Diese benötigen günstige Arbeitsraumlösungen, von Incubatorn über Co-Working bis hin zu Künstlergemeinschaften, die finanziell und vom Flächenkonzept passen.  Die Initiative Hamburg Kreativ Gesellschaft der Stadt Hamburg hat darauf reagiert und eine eigene Immobiliendatenbank auf der Website etabliert.

In Hamburg wurden viele Stadtteile durch Kreative verändert, geprägt und letztendlich zu einem Trendviertel gemacht, das sich die Künstler dann nicht mehr leisten konnten. St. Georg, die Schanze, St. Pauli oder das Karoviertel sind heute zu hipp und somit zu teuer. Die Kreativ Gesellschaft unterstützt daher die Kreativwirtschaft bei der Anmietung von Objekten, indem sie als Hauptmieter auftritt und die Büroflächen dann untervermietet. Somit haben die Immobilieneigentümer kein Risiko und müssen sich nicht mit kleinteiliger Vermietung beschäftigen.

Konkret werden Quartiere für Kreative in Hamburg mit entwickelt. So wurden zum Beispiel bei der Entwicklung der Hamburger Speicherstadt jetzt ca. 5.000 m² für 4 Euro/m² und ca. 5.000 m² für 8 Euro/m² als Arbeitsfläche für Künstler und Kreative vorgesehen. Weitere größere Objekte/Areale sind die Viktoriakaserne, das Hochwasserbassin, das Oberhafenquartier sowie die Flächen rund um den Großmarkt.

Klar wird im dem Bericht der Kreativwirtschaft, dass neue Arbeitsformen auch neue Raumkonzepte erfordern. Die kleinteilige und netzwerkbasierte Struktur der Branche spiegelt sich in den Raumanforderungen wieder. Bildende Künstler, Musiker, Start-up Softwareunternehmen etc. brauchen andere Räume als die großen Unternehmen, wie zum Beispiel die Verlagshäuser. Da Business Center in der Regel nicht für solche Nutzung ausgelegt sind und auch preislich nicht in Frage kommen, haben sich in den letzten Jahren immer mehr Coworking Spaces etabliert. Diese verhindern eine Isolation der Kreativen und ermöglichen eine lockere Zugehörigkeit zu einem Netzwerk.

Wie so oft, kommt das Konzept aus den USA, wo Software-Entwickler projektweise an einem Ort zusammenarbeiten mussten, danach aber wieder getrennte Wege gegangen sind. Auch in Deutschland ist Coworking nicht mehr nur ein Raum für Einzelkämpfer, die auch mal im Team arbeiten wollen, sondern bietet großen Unternehmen die Chance, Projektteams temporär an einem Ort zu bündeln, ohne in den eigenen Räumlichkeiten die Möglichkeiten dafür schaffen zu müssen.

Gerade für Immobilieneigentümer, die weniger marktgängige Immobilien im Portfolio haben, können temporäre Raumnutzungen interessant sein.

 

Wer mehr über die Studie lesen will, findet diese hier.

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